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Blog vom 5. März 2018 Der Pixel-Wahn Eine Kamera-Generation dauert heutzutage ungefähr ein Jahr – mal mehr, mal weniger. Nach einem Jahr hat jeder Kamerahersteller die Entwicklung weitergetrieben und bringt meist gleich mehrere neue Modelle heraus. Diese unterscheiden sich von der Vorjahresproduktpalette manchmal nur in Nuancen, manchmal aber auch durch große Innovationen. Fast immer aber haben neue Modelle „mehr Megapixel“ als die alten. 2004 leistete ich mir meine erste digitale Spiegelreflexkamera, eine Canon EOS 300D. Auf den Sensor passten sensationelle 3072 x 2048 Bildpunkte, also 6.291.456 Stück davon … sprich: 6,3 Megapixel (MP). Heute, 14 Jahre später, haben Einsteiger-Spiegelreflexkameras mindesten 18 Millionen Pixel (18 MP) und 40 bis 50 Millionen sind in der Semi-Profiklasse inzwischen fast normal. Selbst die winzigen Sensoren der Smartphone-Kameras können da mithalten. Apples iPhone X löst 12 MP auf, das Sony Xperia XZ sogar 19 MP. Aber spätestens an dieser Stelle darfst du stutzig werden. Wenn die Pixelzahl für die Bildqualität allesentscheidend wäre, würde doch kein Mensch mehr mit normalen Kameras fotografieren. Du ahnst es schon: die Pixelzahl und somit die Bildauflösung, aus der Detailreichtum und Schärfe eines Fotos bestimmt werden, ist tatsächlich nur eines von vielen Kriterien, die die Bildqualität ausmachen. Meine 2004er EOS 300D würde in Sachen Bildqualität auch heute noch jedes Smartphone locker in die Tasche stecken. Je enger die Pixel auf einem Sensor zusammenliegen, desto mehr stören sie sich gegenseitig, können die Licht- und Farbinformationen nicht korrekt verarbeiten, neigen zu Bildrauschen, zu Überhitzung. Außerdem gibt es auch in Sachen Bauart unterschiedliche Sensoren, die nicht alle gleich gut arbeiten. Deshalb muss es „Stand Technik heute“ immer noch große Kameras geben, mit großen Objektiven und großen Sensoren. Es sein denn, man akzeptiert Abstriche in der Bildqualität und der Einsatzmöglichkeit bei kritischen Lichtsituationen. Jetzt müssen wir aber die unterschiedlichen Pixelmengen mal praxisgerecht einordnen. Mit einer 6 MP-Kamera (die es heute neu gar nicht mehr zu kaufen gibt) könntest du in brillanter Qualität superfein aufgelöste Fotos auf Fotopapier im Fotolabor (z.B. Aldi-Foto) entwickeln lassen. Auch ein guter Tintenstrahldrucker auf speziellem Fotopapier schafft das (nur viel teurer als bei Aldi). Vorausgesetzt, bei 6 MP gehst nicht über DIN A4 Drucke. Größere Bilder sind trotzdem möglich, aber die Bildpunkte im Druck werden etwas gespreizt und es entsteht ein weniger scharfer Eindruck. Allerdings kommt es dabei auch auf den Betrachtungsabstand an. Je mehr Megapixel (MP) dein Foto aufweist, desto größer kannst du verlustfrei drucken. Meine Meinung ist, dass gut fotografierte und leicht bearbeitete (Kontrast, Schärfe korrigiert) Fotos ab 12 Megapixel im Privatgebrauch nicht von 40 MP Fotos zu unterscheiden sind. Mit „Privatgebrauch“ meine ich Drucke bis 60 oder 80 cm Breite. Drucke auf Leinwand können durchaus auch 120x80 cm haben. Eines will ich aber nicht verschweigen, denn eine hohe Pixelanzahl gewinnt dann Bedeutung, wenn du nur einen Teil deines Fotos drucken willst. Nehmen wir an, du hast ein Foto der Größe 3000 x 2000 Pixel (also 6 MP), abgebildet ist ein Formel 1 Bolide in der Schikane des Nürburgrings kurz vor der Start-Ziel-Geraden. Von der Tribüne aus hast du viel Asphalt und Wiese um das Auto herum. Du möchtest den Rennwagen aber formatfüllend ausdrucken. Dazu musst du in einem Bildbearbeitungsprogramm – sagen wir 50% an jeder Kante des Fotos wegschneiden. Dann bleiben dir nur noch 1500x1000 Pixel (=1,5 MP). Dein Bildbearbeitungsprogramm wird dir sagen, dass du bei dieser Pixelzahl nur noch ein gut 12 cm breites Bild verlustfrei drucken kannst. Schade, kein DIN A4 Foto von Sebastian Vettel unter Glas für den Hobbyraum … Zum Glück saß ich aber neben dir auf der Tribüne und hatte meine EOS 6D Mk II dabei. Die kann 24 MP (6000x4000 px) und  der 50% Ausschnitt bringt somit immer noch verlustfrei druckbare 3000 x 2000 px (6 MP). Ich schenke dir deshalb das Foto … Megapixel an einem Display/Monitor (Smartphone, Tablet, Notebook, PC) spielen übrigens nochmal eine geringere Rolle, weil ein Monitor nur einen Bruchteil der Auflösung eines digitalen Fotos darstellen kann. Wenn du sowieso Bilder niemals auf Papier bringen willst, kannst du nochmal viel entspannter bleiben, wenn du nur mit 12 MP fotografierst. Leider ist das aber auch der Grund, weshalb ich hier keine ordentlichen Beispielfotos bringen kann. Du schaust diesen Blog im Internet auf einem Monitor, vielleicht sogar auf einem kleinen Smartphone-Display an. Da sieht jede Auflösung gleich (gut) aus. Und noch schnell ein Faktor, der dann interessant ist, wenn du mit Wechselobjektiven fotografierst, also einem Spiegelreflexsystem oder einer spiegellosen Systemkamera: Die Kamera mit den höchsten Auflösungen benötigt auch entsprechend hochwertige Objektive, sonst kann sie die ganze Pixelpower gar nicht auf das Bild bringen. Es nutzt also gar nichts, wenn du dir eine hochwertige 40-Mio-Pixel-Kamera kaufst und weiterhin die preiswerten Megazoom-Objektive draufschraubst. Das ist rausgeworfenes Geld. Die Materie ist noch ein klein wenig komplizierter, als ich hier in der vereinfachten Version beschrieben habe, aber die Essenz kannst du so hinnehmen. Der Pixel-Wahn ist künstlich hergestellt. Die Industrie muss verkaufen, nicht nur einmal, sondern immer wieder. Deshalb macht sie uns heiß auf die Megapixel. „Meine Kamera kann nur 18 MP, um Gottes Willen, ich brauche unbedingt eine Neue, mit mindestens 24 MP!“ Nein, bleib ganz ruhig. Digitale Kameras dürfen ruhig ein paar Jahre auf dem Buckel haben. Der Profi, ja, der lechzt auch nach Megapixeln, aber er bekommt über die Aufträge auch die neuen Kameras bezahlt. Sie sind sein Handwerkszeug und das kann im harten Wettbewerb am Markt gar nicht gut genug sein. Für dich als Hobby-Fotografen ist es viel interessanter, erst einmal die Möglichkeiten deiner alten Kamera zu nutzen. Das Verstehen von Verschlusszeit, Blende und ISO bringt dir mehr als 10 Millionen zusätzliche Pixel. Außerdem würdest du erstaunt sein, was man aus deinen Fotos durch eine gezielte Bildbearbeitung am Rechner noch rausholen kann. Vielleicht gehen wir das mal zusammen bei einem der TerraPixx-Workshops oder in einem besonders effektiven Einzel-Coaching an.
links: Foto in 6 Megapixel rechts: eine Vergrößerung daraus (nur noch 0,9 MP) Das komplette Foto links ist scharf, obwohl nur 6 MP groß. Selbst die ganz erhebliche Ausschnittvergrößerung ist noch recht scharf. links und rechts: die gleichen Fotos, aber in der Original- Auflösung, in diesem Fall mit 18,8 MP (links) An einem Computer-Monitor ist es also völlig egal, wie viel Millionen Pixel der Sensor deiner Kamera auflösen kann. Allerdings: im Druck würde man die Unterschiede deutlich sehen. Auch auf einem großen, z.B. 27 Zoll-Monitor formatfüllend, wären die Unterschiede sehr deutlich.